Streiktag am 07.03.2025
„Weißt du ob wir dieses Jahr noch zum Streik aufgerufen werden?“, „Wäre zeitlich ja kaum mehr möglich oder?“
So oder so ähnlich verliefen die Gespräche zwischen den Mitarbeiter*innen der Heilpädagogischen Tagesstätte noch Anfang der Woche. Es waren nur noch zwei Wochen bis zu den Gesprächen der dritten Tarifrunde des öffentlichen Dienstes. Alles schien entspannt zu laufen, ganz ohne Streikaufruf.
Doch am Mittwoch wurde es hektisch. Die Leitung der HPT teilte aufgebracht den Gruppenfachkräften mit, dass Freitag nun gestreikt werde und man dringend die Eltern informieren müsse. Nachdem bereits in den letzten Streikjahren eine Notbetreuungsvereinbahrung zwischen Verdi und der HPT ausgearbeitet wurde, konnte auch ohne große Vorlaufzeit auf diese zurückgegriffen werden. Alle Eltern wurden telefonisch kontaktiert, der Betriebsrat informierte noch einmal die Mitarbeiter über die Wichtigkeit des Streiks und deren Streikrechte. Ein Sondertreffen wurde abgehalten, indem durch den Betriebsrat und einem FAU Mitglied auf den Streiktag vorbereitet wurde.
Überraschend war, das sich bis auf zwei Eltern alle solidarisch zeigten und somit nur eine einzige Notgruppe nötig war. Schnell war ein Bus organisiert der Freitag Morgen mit etwa 20 Mitarbeiter*innen nach Augsburg startete. Dort angekommen fand man eine gut organisierte Streikvorbereitung durch Verdi vor. Für Essen und Getränke war gesorgt, Info Broschüren lagen aus und man konnte sich mit Fahnen und Streikwesten ausrüsten. Hier sei hervorzuheben, dass es gerade mit der Verdi Jugend gute Gespräche im Vorfeld gab. Gegen 10 Uhr wurde der Streik mit lauten Sirenen eröffnet und man zog gemeinsam zu einem naheliegenden Platz um dort eine Kundgebung abzuhalten. Da diese sehr abgelegen stattfand, verfehlte sie in meinen Augen das öffentliche Interesse. Im Gegensatz zu den letzten Streiks in Augsburg, verzichtete man in diesem Jahr auf eine Menschenkette durch die Fußgängerzone und eine große Kundgebung am Rathausplatz mit Ständen und Reden unterschiedlicher Personen. Grund war, der Schutz der Streikenden. Mir wurde mitgeteilt, dass viele Angst hätten, Opfer eines Anschlags zu werden. Auch aus der HPT verzichteten MitarbeiterInnen auf ihr Streikrecht aus Angst vor Anschlägen.
Begrenzt durch Betonpfeiler und Polizeiautos wurden zwei kurze Reden gehalten. Die Stimmung bei den anwesenden Streikenden war gut. Lautes Trillern der Pfeifen machten ein Folgen der Reden fast unmöglich. Plakate auf denen Kampfjets zu sehen waren mit der Aufschrift „Da fliegen unsere KITAS“ waren zu sehen, ebenso wie „Sozial – Radikal“ Fahnen der Verdi-Jugend.
In den Reden wurde das Nicht-Vorliegen eines Angebots durch den Arbeitgeberverband kritisiert wie auch die Arbeitsbedingungen in sozialen Berufen im Allgemeinen. Man ging auf die immer noch ungleiche Behandlung und Bezahlung von Frauen im sozialen Bereich ein und teilte kämpferisch mit, dass wenn nicht anders möglich, die Forderungen eben dann mit einem unbefristeten Streik durchgesetzt werden müssen.
Nach lautem Applaus und dem kämpferischen Gesängen, teilten sich die Teilnehmer auf und führten hier und dort noch einige gute Gespräche, bevor man dann mit dem Bus wieder die Heimfahrt antrat.
Im Allgemeinen ein kurzer Streiktag, der aber Kampfgeist und gute Vernetzung mit sich brachte.
